Mittwoch, August 25, 2010

[Rezension] "Still Alice" von Lisa Genova

Inhalt

Alice Howland lebt ein zufriedenes Leben. Sie ist eine anerkannte Professorin an der Harvard University und als Expertin für Linguistik reist sie von Vortrag zu Vortrag. Sie ist glücklich verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Doch plötzlich vergisst sie immer mehr Termine, verlegt ihre Sachen und findet beim Joggen nicht mehr nach Hause. Nach mehrern Arztbesuchen wird bei ihr Alzheimer diagnostiziert und der bisher unabhängigen Frau wird klar, dass diese Krankheit ihr Leben verändern, ja sogar zerstören wird. Sie hat immer mehr Schwierigkeiten sich auch nur die einfachsten Dinge zu merken, ihren Beruf muss sie bald aufgeben und man kann sie kaum noch alleine lassen...

Meinung

Wow, dieses Buch ging mir wirklich sehr nah! Man fühlt so sehr mit Alice mit, dass es manchmal unerträglich wird ihr Leiden mit anzusehen. Dabei bekommt man eine Ahnung wie schlimm es für die Angehörigen von Alzheimerpatienten ist, ihren Liebsten dabei zuzusehen, wie sie immer mehr vergessen und ihre Persönlichkeit verlieren.

Das Buch ist auch super aufgebaut. Am Anfang merkt man kaum etwas von Alice Krankheit, das gelegentliche Vergessen von Terminen und Verlegen von Sachen sieht man zunächst als Folgen des normalen Alltagsstresses an. Doch schon bald wird dem Leser schmerzhaft bewusst, dass Alice schwerwiegende Probleme hat.

Lisa Genova hat für "Still Alice" sehr genau recherchiert und sich mit verschiedenen Ärzten, die sie mit Alzheimer beschäftigen, in Verbindung gesetzt. Diese Mühe bemerkt man vor allem bei der Beschreibung der ausführlichen Tests, denen sich Alice unterziehen muss. Ich persönlich fand diesen medizinischen Aspekt besonders interessant, weil man wirklich mitbekommt wie Alzheimer diagnostiziert wird und auf welche Art und Weise die Krankheit immer weiter fortschreitet.
Auch der von Alice selbst erfundene "Butterfly-Test" zeigt den Krankheitsverlauf sehr deutlich. Sie hat sich 5 Fragen zusammengestellt und eigentlich vor sich umzubringen, falls sie eines dieser wichtigen Dinge ihres Lebens nicht mehr weiß (z.B. das Geburtsdatum ihrer Kinder). Mit der Zeit werden die Informationen immer ungenauer, bis sie eigentlich kaum mehr vorhanden sind und Alice die Fragen ohne es zu wissen falsch beantwortet. Genau da liegt nämlich das Problem, sie weiß gar nicht mehr, dass ihre Antworten falsch sind...

Auch ihre Scham zuzugeben, dass sie krank ist und Hilfe braucht, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Mit ihren 50 Jahren will sie einfach nicht einsehen, dass sie eine schwere Krankheit hat, die ihr über kurz oder lang das Leben kosten wird.

Schockiert hat mich auch, wie schnell die Krankheit fortschreitet, innerhalb von zwei Jahren wurde aus der junggebliebenen erfolgreichen Alice eine hilflose Frau, die auf ihre Angehörigen angewiesen ist.

Am meisten mitgenommen hat mich jener Teil, indem Alice ihre Kinder kaum mehr kennt, ihre Namen vergessen hat und ihr Töchter nur noch als "die Schauspielerin" und "die Mutter" bezeichnet. Ihr Sohn verschwindet ganz von der Bildfläche. Dabei hat mich fasziniert wie gut ihre Tochter Lydia mit der Krankheit ihrer Mutter umgeht. Man hatte manchmal sogar das Gefühl, dass die Krankheit die beiden wieder zusammengebracht hat.

Das Ende des Buches hat mich dann zum Weinen gebracht, denn es macht deutlich, dass man alles andere vergessen kann aber so starke Gefühle wie Liebe bleiben bis zum Tod.

Im Allgemeinen erinnert mich die Art, wie Lisa Genova die Gefühle in ihre Handlung einfließen lässt und die Tragik der Geschichte sehr an Jodi Picoult. Und das ist ein großes Kompliment!

Fazit

Ich kann kaum in Worte fassen, wie ergreifend ich dieses Buch fand. "Still Alice" lässt einen so schnell nicht mehr los! Klare Empfehlung: LESEN!



Zusatzinformationen

Auf Deutsch erschien "Still Alice" unter dem Titel "Mein Leben ohne Gestern" bei Bastei Lübbe.

Im Jänner 2011 veröffentlicht Lisa Genova ihr zweites Buch "Left Neglected", das ich mir auf alle Fälle auch kaufen werde. Weitere Informationen findet ihr hier.





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